Ein abwechslungsreiches Konzertprogramm gab der Harmonika-Club Jettingen unter der Leitung von Dirigent Ulrich Münnich in der August-Leucht-Halle zum Besten. Dabei wussten vor 250 Zuhörern sowohl die Schülergruppe als auch das Jugend- und Aktivenorchester nachhaltig zu überzeugen.
Den Auftakt machten die acht Musiker der Schülergruppe, die mit drei Sätzen aus dem Lied "Ferienbilder" des deutschen Jazzpianisten Thilo Kalke ihr Können unter Beweis stellten. Im schnellen ersten Satz wurde dabei der Aufbruch in den Urlaub beschrieben: Es ging drunter und drüber, ein ständig wiederkehrendes Motiv sollte wohl das Hin und Her beim Koffertragen symbolisieren, während viele lustige Elemente für einen fröhlichen Charakter sorgten. Gedämpft ging es "auf einer südlichen Insel" weiter, die durch ein ruhiges Tempo und südländische Rumba-Melodien beschrieben wurde, ehe die "Heimkehr" anstand, wo es ans Auspacken ging, was durch umgekehrte tonale Figuren deutlich gemacht wurde.
Beim nächsten Stück "Klasse Klassiks for kids", hatte der HCJ für die Besucher eine kleine Überraschung auf Lager, da hierbei elf junge Nachwuchsmusiker, die sich gerade einmal ein Jahr in der Ausbildung befinden, mit auf der Bühne saßen und eine überaus gelungene Premiere feiern durften.
Zunächst ertönte eine eher einfach gestrickte Melodie, bevor es im zweiten Satz "Menuett im Disco" dann nachdrücklicher, dynamischer und eingängiger wurde. Das abschließende "Praeludio Latino" war dann konzertant und wirkte fast anmutig, ehe ein frecher Swing-Teil mit der Melodie des Kinderliedes "Hänschen klein" den fetzigen Schluss des Stückes darstellte. Mit Jürgen Schmiederers spaßigem "Keep cool" verabschiedeten sich die Jungs und Mädels von der Bühne und machten Platz für das Jugendorchester, das zur Begrüßung die "Ouvertüre in D" von Rudolf Würthner spielte. Geprägt durch viele abwechslungsreiche Melodien erreichte das Orchester vor allem durch die gute Differenzierung der Lautstärke eine interessante Gestaltung und ein eindrucksvolles Hörerlebnis.
Die Aktiven entführten die gespannt lauschenden Zuhörer mit der viersätzigen Suite "Zirkus, Zirkus" in die Manege. Der Klang der Fanfaren ertönte dabei gleich zu Beginn, wobei die markanten Figuren auf dem Akkordeon etwas eigenartig und gewöhnungsbedürftig klangen. Doch ein Vergleich mit dem Blechblasinstrument wäre hier auch nicht angebracht, zumal die Protagonisten sich in ihrer Interpretation viel Mühe gaben und damit auch ihre gewollte Wirkung in keinster Weise verfehlten. Mit frechen und zirkustypischen Melodien ließ das Orchester dann vor dem inneren Auge der Besucher die Manege in ihrer vollen Pracht erscheinen, in der ein "verliebter Clown" mit traurig-komischer Miene seine Späße treibt und dabei zwischen "himmelhoch-jauchzend" und "zu Tode betrübt" jeden Seelenzustand erlebt. Zum Abschluss betraten dann die "Gaukler und Jongleure" das Feld, um ihre große Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit zu präsentieren.
Nach diesem lustigen und unterhaltsamen Stück wagten sich die 22 Spieler, die im vergangenen Jahr auf einem internationalen Wertungsspiel in der Höchststufe einen hervorragenden achten Platz im Gesamtklassement einfahren konnten, dann an den "Boléro" von Maurice Ravel. Das populäre Stück besteht in seinem Wesen aus einer in mehreren Passagen ausgearbeiteten, aber sich permanent wiederholenden Melodie, die von einem gleichförmigen für den spanischen Boléro typischen Rhythmus begleitet wird. Je länger das Werk geht, desto stärker steigert sich die Lautstärke, die sich von einem Pianissimo zu Beginn auch wegen des Hinzutretens von weiteren Instrumenten in ein mächtiges Forte zum Ende wandelt. Dem lang anhaltenden Applaus folgte am Ende des kurzweiligen Konzertabends die anmutigen und gleichzeitig auch aufregenden Melodien der "West Side Story" von Leonard Bernstein. Musikalisch wird die ereignisreiche Geschichte durch eine geheimnisvolle Musik eingeleitet, die in ein schönes Hauptthema überleitet, bevor der WalzerTakt einsetzt und für eine beschwingte Stimmung sorgt. Mit der allgegenwärtigen Seufzer-Motivik wird urplötzlich ein trauriger Charakter hervorgerufen. Wenig später steigert sich das Tempo, fröhliche Klänge ertönen, die Musik wird hektisch, Ereignisse überschlagen sich, losgelöst und unglaublich anmutig endet das Musical schließlich ohne Happy End im dunklen Moll ganz im Gegensatz zum Konzert des Jettinger Harmonika-Clubs, der es sich nach lautem Beifall nicht nehmen ließ, mit zwei fetzigen Zugaben den Abend gelungen zu beschließen.
Bericht "Gäubote, November 2007"