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HC Jettingen auf den Spuren von Rudolf Würthner

Ein Zufall führt zu einem anspruchsvollen Konzertabend: Die Musiker ders Jettinger Harmonika-Clubs "Edelweiß" hatten das Motto ihres Herbstkonzerts in der August-Leucht-Halle nicht wirklich geplant. Plötzlich war es einfach da: Rund 200 Zuhörer waren also zum Stuhlreihenkonzert gekommen, das ganz im Zeichen des bekannten Akkordeonkünstlers Rudolf Würthner stand.

Die Mottofindung hatte sich im Jettinger Harmonika-Club quasi von selbst erledigt: Im Frühjahr hatte das erste Orchester des Vereins ein Stück von Rudolf Würthner für die Teilnahme am internationalen Wertungsspiel 2007 in Innsbruck ausgewählt. "Rudolf Würthner hatte eine goldene Hand fürs Komponieren und Arrangieren. Er war ein Genie", schwärmte Ulrich Münnich, musikalischer Leiter im Jettinger Harmonika-Club. Würthner, der 1974 starb, gelte in Akkordeon-Kreisen als großes Vorbild. In Trossingen hatte er ein Akkordeon-Orchester geleitet, mit dem er im Laufe der Jahre mehr als 1 000 Auftritte im In- und Ausland absolvierte. Außerdem hat er zahlreiche Stücke arrangiert, die ursprünglich für Sinfonieorchester geschrieben worden waren. "Was er anpackte, hatte Hand und Fuß", befand Ulrich Münnich.

Unabhängig vom ersten Orchester hatte sich das Jugendorchester des HarmonikaClubs an die Proben für das Herbstkonzert gemacht. Zufällig hatte es sich ebenfalls ein anspruchsvolles Stück von Rudolf Würthner ausgesucht. Eine Linie für das herbstliche Konzert schien vorgegeben zu sein, und so stand der Abend ganz im Zeichen dieses "Genies". Die Jugend hatte sich seine "Märchen-Sinfonietta" ausgesucht, ein anspruchsvolles Werk und ein "Höhepunkt" in den Augen des Dirigenten, das elegant vier bekannte Märchen musikalisch miteinander verbindet. Vereinsmitglied Marion Wacker lieferte im Vorfeld der Aufführung den textlichen Inhalt der Geschichten, das Jugendorchester präsentierte die Vertonung.

So war beispielsweise der Part "Kalif Storch" ein dynamischer Vorreiter, auf den leise, gemächlich und mit sanften Tönen das Märchen "Aschenputtel" folgte. Unruhig und pfiffig dagegen erschien das "Tapfere Schneiderlein". Schwungvolle Akkordeonmusik erklang in der Halle, als die Musiker die Geschichte des naiven jungen Mannes "Hans im Glück" vertonten. Das Publikum lobte die Reise in die Welt der Märchen gebührend. James Bond wegen des neuen Films gerade wieder in aller Munde sollte auch beim HarmonikaClub eine Rolle spielen. Mit "Goldeneye" schlug das 15-köpfige Jugendorchester einen Bogen zur Filmmusik und erinnerte mit den altbekannten Klängen an frühere Streifen.

Ebenfalls mit einem Klassiker wartete das erste Orchester des Harmonika-Clubs auf, allerdings mit einem Klassiker, der schon etliche Jahre älter ist als die JamesBond-Hymne: Bei Würthners Arrangement der Ouvertüre zu "Die Zauberflöte" aus der Feder von Mozart bewiesen die 22 Spieler des ersten Orchesters vollste Konzentration und Fingerfertigkeit. Eine Steigerung des technischen Anspruchs folgte unmittelbar: "Variationen für Akkordeon-Orchester" hatte Würthner selbst komponiert. "Das ist eines der schwersten Stücke überhaupt", betonte Dirigent Ulrich Münnich. Die Musiker schienen den anspruchsvollen Notenverlauf jedenfalls mit Leichtigkeit umzusetzen. Mit diesem umfangreichen Stück werden sie Jettingen auch beim internationalen Wertungsspiel in Innsbruck vertreten.

Würthners Urfassung des Stücks "Kaiserwalzer" von Johann Strauß beendete den offiziellen Teil. Die Zuhörer spendeten reichlich Applaus. Das maorische Volkslied "Haere Re" von Rudolf Würthner war die passende Zugabe, denn der Titel bedeutet so viel wie: "Auf Wiedersehen!" Der stellvertretende Vorsitzende Willi Eiben führte durch diesen Teil des Abends.

Auch die Jüngsten haben am Samstag einen Auftritt absolviert. Die 13-köpfige Schülergruppe zeigte ihr Können mit drei kleinen Stücken aus den "AkkordeonZwergen" von Alexander Jekic. Souverän erzählten sie musikalisch die Abenteuer zweier Geschwister, den textlichen Hintergrund lieferte auch hier wieder Marion Wacker. Mit Erfrischungen lud der Verein seine Zuhörer nach dem gelungenen Konzert noch zum Verweilen in der AugustLeucht-Halle ein.

Bericht "Gäubote, 20.11.2006"