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Goldgelb, duftig, zart und weich

Gegen 11 Uhr am Samstagvormittag hat dieser Nebel sich gesetzt. Schon früh um 6 Uhr begann der Verein, angeführt von der zweiten Vorsitzenden Barbara Riedlinger, mit der Zubereitung der Brezeln; längst schon ist sie abgeschlossen, sind alle Teigstücke angenehm geformt. Gut 200 Neujahrsbrezeln backen die Musiker. Werden sie alle verkauft? „Kein Problem“, sagt Werner Gayer. „Wir könnten auch 300 verkaufen.“ Die Neujahrsbrezel an sich ist eine alte und keinesfalls ausschließlich württembergische Tradition. Überall in Deutschland, in regional jeweils besonderer Ausprägung, heizen Bäcker zwischen den Jahren die Öfen an – Glück und Gesundheit, so der Glaube, der aus dem Mittelalter in die Neuzeit herüberdämmert, soll das Gebäck bringen. Die Brezel oder der Kranz symbolisieren, so der Volksmund, zudem Verbundenheit.

Der HC Jettingen ist nicht der einzige Verein im Gäu, der die Neujahrsbrezel pflegt. Oft wird die Neujahrsbrezel auch in privaten Haushalten gebacken, in kleiner Auflage gewissermaßen, von Haus- oder Landfrauen. In Jettingen dagegen wird kräftig geschafft nach den satten Weihnachtstagen: Gut 20 Vereinsmitglieder sind im Einsatz im Probelokal oder im Backhaus bei der evangelischen Kirche.

Jettingen verfügt über vier Backhäuser, aber nur aus diesem einen steigt Rauch auf am Samstag. Die Teigschlingen, ausgewellt von engagierten Frauen, hübsch geflochten und gelegt, werden sodann von Vereinsmitgliedern transportiert, dorthin, wo sie in der Hitze reifen dürfen, und teils auch wieder zurückgeholt: So kommt es, dass in den Proberäumen, die vor Stunden noch ein großer Teigsaal voll der mehligen Tische waren, ausgebackene Brezeln neben Rohlingen liegen. Ein Rohling, dies verrät Werner Gayer, wiegt etwa 750 Gramm. Der Brezeldurchmesser beträgt etwa 30 Zentimeter; das Backwerk ruht auf Blechen, die sonst der Erzeugung von Zwiebelkuchen dienlich sind. Was Werner Gayer freilich für sich behält: „Wir haben ein spezielles Rezept. Das verraten wir nicht.“ Wer sich die Jettinger Neujahrsbrezel also anschaut, goldgelb, duftig, zart und weich aus Hefeteig – der darf sich also vielleicht fragen: Was ist da sonst noch drin?

 

Quelle: Gäubote